Kanüle ohne Filter – eine gute Idee?

Hauptfunktion des Filters

Wie ich schon in meinem E-Book beschrieben habe, hat der Filter, der in den Konnektor der Kanüle gesteckt wird, zwei wichtige Funktionen:

Schutz vor Fremdkörpern

Der Filter schützt die Lunge vor Fremdkörpern, aber auch vor feinen Partikeln in der Luft, Bakterien, Viren, Pollen, usw. Diese gelangen ungefiltert in die Lunge und können schwere Krankheiten auslösen. Das Schutztuch ist dafür kein ausreichender Ersatz.

Anreicherung mit Feuchtigkeit

Der Filter reichert die Atemluft mit Feuchtigkeit an, damit die Atemwege nicht austrocknen. Damit schützt er diese und erleichtert das Abhusten von Sekret.
Dadurch, dass die Luftröhre ständig trocken ist, ist die Gefahr von Entzündungen in der Luftröhre viel höher als ohne Filter. Der Luftröhre fehlt hier die natürliche Möglichkeit der Regeneration und ist ständig trockener Luft ausgesetzt – was sich natürlich in der Lunge fortsetzt. Das Lungensekret, das wir normalerweise abhusten, kann sich an die Schleimhäute der Luftröhre anlegen, da es zu trocken ist, um abgehustet zu werden. Auf Dauer kann sich die Luftröhre und Lunge dadurch entzünden. Außerdem kann es zu Verengungen in der Luftröhre kommen.


Aber gibt es da noch mehr? Hat der Filter noch weitere Funktionen? Was passiert, wenm ich den Filter weglasse?
In diesem Blog möchte ich darauf näher eingehen und klarstellen wie wichtig es ist, diesen rund um die Uhr zu verwenden.

Weitere Eigenschaften des Filters

Neben den obigen “Hauptfunktionen” gibt es noch eine Reihe anderer Eigenschaften, die oft übersehen werden, bzw. im Zusammenhang mit den Hauptfunktionen stehen.

Atemwiderstand und Atemmuskulatur

Einer der Hauptgründe, den Filter nicht zu verwenden ist der natürliche Widerstand, den der Filter beim Ein- und Ausatmen ausübt. Vor allem beim Einatmen ist das sehr unangenehm, wenn man ohnehin mit seiner Atemmuskulatur am Limit ist.

Ich konnte das nach der letzten Operation erstmalig am eigenen Leib spüren, als meine Zwerchfellnerven nicht mehr wollten und das Zwerchfell die Atmung damit nicht mehr unterstützte. Damals funktionierte vor allem liegend die Atmung nicht ausreichend, weshalb ich die Unterstützung durch ein Beatmungsgerät benötigte.

Normalerweise atmen wir über die Nase ein. Durch die Nase muss die Luft in die Lunge gesaugt werden. Dabei muss ein bestimmter Weg über verschiedene “Hindernisse”, wie die Nase, der Rachenraum, der Kehlkopf mit den Stimmbändern und die Luftröhre überwunden werden. Dieser Weg ist ein natürlicher Widerstand, den die Atemmuskulatur überwinden muss, damit ausreichend Luft die Lungen durchströmt. Ein gesunder Mensch atmet ca. 500 ml pro Atemzug in Ruhe. Bei Belastung sind es ca. 3 Liter. Wir atmen 10 – 15 mal / Minute ein und aus. Bei Leistungssportlern sind die Werte noch höher.

Diese Atemzüge trainieren auf natürlichem Weg unsere Lungen und zwar stetig und für uns unmerklich – wir atmen einfach. Fällt dieser Widerstand aber nun weg, indem man nur die Öffnung der Kanüle mit direktem Zugang zur Lunge hat, muss die Atemmuskulatur nur sehr wenig Widerstand überwinden. Und wie jeder Muskel, den man nicht trainiert, wird damit die gesamte Atemmuskulatur schwächer. Und das kann sich – vor allem bei Infekten – sehr negativ auswirken.

Hat man nun über längere Zeit ohne Filter geatmet und will diesen wieder nutzen, so kann dies durch die fehlende Atem-Muskulatur zu einer echten Herausforderung werden. Hier muss man in kleinen Schritten beginnen, mit dem Filter zu atmen und die Atem-Muskulatur wieder zu trainieren, in dem man den Filter in immer längeren Zeiteinheiten verwendet. Zu Beginn geht das am besten sitzend.

Wie wichtig das Training ist, erfahre ich selbst durch konsequentes Atemtraining. Darüber werde ich noch ein eigenes E-Book oder einen eigenen Blog schreiben. Die Inhalte werde ich gemeinsam mit meiner Atempyhsiotherapeutin erstellen. Das wird ein sehr spannendes Thema.

Befeuchtung der Kanüle

Und auch für die Kanüle ist es wichtig, mit feuchter Atemluft durchströmt zu werden, da sich dadurch Sekret in der Kanüle abhusten oder absaugen lässt. Ist dieses verhärtet, so muss die Kanüle unbedingt gereinigt werden, da dadurch die Luftdurchflussmenge erheblich gestört werden kann. Im schlimmsten Fall riskiert man hier eine Verstopfung der Kanüle, was nicht sehr amüsant ist

Verhinderung chronischer Atemerkrankungen

Schützt man seine Lunge nicht ausreichend, in dem man den Filter verwendet um einen natürlichen Atemvorgang bestmöglich zu simulieren, werden dadurch ständige Infekte und Entzündungen, langfristige, chronische Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Lungenentzündung, Asthma, Lungenentzündungen, usw. riskiert.

Verhinderung einer eingeschränkten Lebensqualität

Die Einschränkung der Atmung führt unweigerlich zu einer Verschlechterung der Lebensqualität.
Hier ist man bei leichtesten Anstrengungen sofort am Leistungslimit und riskiert die Notwendigkeit einer ständigen Sauerstoffversorgung oder gar einer künstlichen Beatmung. Ich war schon auf beides angewiesen.

Fazit

Ich fasse hier nochmals die wichtigsten Funktionen des Filters zusammen:

  • Der Filter verhindert das Eindringen von Fremdkörpern in die Lunge
  • Der Filter befeuchtet die Atemluft, wie es unsere natürlichen Atemwege tun. Dadurch werden Luftröhre und Kanüle befeuchtet
  • Der Filter trainiert die Atemmuskulatur, in dem der Atemwiderstand erhöht wird
  • Der Filter verhindert chronische Atemwegserkrankungen

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